Pogromnacht ... A. Schönberg von ff bis pppp Angelika Holweger Hartz IV die Wiederentdeckung der Askese Hans-Jürgen Göhrung Verwehter Mohn ist alles, was geblieben ist vom Trauma des Soldaten Honkadori zu Matsuo Bashos (1644-1694) bekanntem Haiku "Sommergras/ist alles, was geblieben ist/vom Traum des Kriegers" (nach einer Übersetzung von Dietrich Krusche) Wolfgang Beutke verlassene Weide ── frage nach dem Bewusstsein der Tiere Helga Stania wie es mich ängstigt das Fenster vor meiner Stirn Ilse Jacobson ich sehe mich sitzen am fluss … kieselgleich Ruth Guggenmos-Walter Spiegelneuronen Alleinsegler im Treibeis Claudius Gottstein stell dir vor da ist kein Himmel + Weiden im Fluss + kommen und gehen das Rot ohne Echo Gabriele Hartmann Schaufelräder___ längst durchsichtig geworden die Plätze der Ahnen Gedankenkonglomerat ... der Duft von Melasse wärmt den Wind Ramona Linke Schneeflocken - die Töchter der Götter Eisige Nacht - fast zerfallen die Fassaden eines Ichs Beate Conrad Im Netzwerk schläft nicht mehr der Schläfer Elke Bonacker
01.12.2013
Vom Trauma des Soldaten
01.11.2013
Das Feuer bewahren
Gedanken zum Gendai-Haiku in deutscher Sprache
in Einbeziehung eines minimalistischen Diskurses über das moderne japanische und englischsprachige Haiku
von Dietmar Tauchner
Mittlerweile werden nachweislich seit rund 100 Jahren Haiku in deutscher Sprache verfasst. Das ist ein relativ kurzer Zeitraum, verglichen mit der Haiku-Historie in Japan, jedoch genügend Zeit, um einen literaturgeschichtlichen Faktor darzustellen.
Die Anfänge des deutschprachigen Haiku bis in die 1990er Jahre hinein sind bislang gut dokumentiert, beispielsweise in Andreas Wittbrodts "Hototogisu ist keine Nachtigall". (1) Zumindest hinsichtlich renommierter Autoren, die sich mit dem Haiku beschäftigt haben. Was aber kam danach?
Zum einen die erste Übersetzung japanischer Klassiker von Dietrich Krusche (2) im Jahre 1994, die konsequent vom Metrum des 5/7/5 abwich, aus der Erkenntis heraus, dass das Japanische ganz anders als das Deutsche aufgebaut ist und eine Übertragung von Haiku deshalb andere Kriterien benötigt; zum anderen die rasante Verbreitung des Internets als Medium Mitte, Ende der 1990er Jahre, die neue Studien-Quellen und Kommunikationsmöglichkeiten weltweit erschloss.
1999 rief Hans-Peter Kraus (3) die Netzseite www.haikuhaiku.de ins Leben und setzte damit wichtige Impulse für das deutschsprachige Haiku, durch Veröffentlichung von Artikeln über das Haiku und regelmäßige Haikuauswahlen und Übersetzungen moderner japanischer Haijin, beispielsweise Santôka Taneda. Die Seite wurde 2003 eingestellt. Das dezidiert als Nachfolge-Projekt verstandene Haiku heute nahm seinen Betrieb im selben Jahr auf.
Diese Ereignisse scheinen das moderne deutschsprachige Haiku (mit)begründet zu haben. Zwei Merkmale charakterisieren das frühe moderne deutschsprachige Haiku: Die Abkehr vom Silbenmuster 5/7/5 und der im Unterschied zu älteren deutschsprachigen Versuchen nicht mehr notwendige Naturbezug oder der Gebrauch eines Jahreszeitenwortes. Damit versuchte sich das deutschsprachige Haiku vielleicht zum ersten Mal von japanischen Vorbildern zu emanzipieren, sich an den Möglichkeiten und Sujets der eigenen Sprache zu erproben.
Vermutlich ist es zu früh, um ein Fazit über die ersten rund zwanzig Jahre dieses "neue deutschsprachigen Haiku" zu ziehen. Fakt jedoch ist, dass ein kreativer Bereich aufgetan wurde, der neue Themen gemäß dem "atarashimi" (Bashôs Forderung nach dem Neuen) und neue formale Möglichkeiten aufkommen ließ, sodass allmählich die Frage auf den Plan tritt: Geht da noch mehr? Oder etwas weniger flapsig und präziser formuliert: Wie weit kann das Haiku formal und thematisch transformiert werden, ohne seine "Haikuheit" zu verlieren? Hat sich bereits innerhalb des modernen und gegenwärtigen deutschsprachigen Haiku ein innovatives, avantgardistisches Haiku aufgeschwungen, um als dritte Kraft neben der traditionellen und der modernen Haiku-Auffassung aufzutreten?
In Japan kennzeichnet sich das moderne Haiku vor allem dadurch, dass es nicht nur Naturthemen, sondern auch soziale, politische, urbane, kulturelle, psychologische und philosophische Themen aufgreift, also Natur und Mensch als gleichwertige Themen der Dichtung ansieht. Dabei greifen viele "gendai haijin" durchaus gerne auf Jahreszeitenwörter ("kigo") zurück, vor allem, um kulturhistorische Wirkungen urbar zu machen. Immerhin ist das Haikai von Anfang an intertextuell ausgelegt gewesen, das heißt: bezugnehmend auf andere Haiku oder Haijin – vornehmlich aus der Vergangenheit.
Gendai heißt: neue Perspektiven in die Haiku-Dichtung bringen, formal oder inhaltlich oder beides; heißt: zwar vom Traditionellen abzuweichen, nicht aber es zwingend zu verwefen. Gendai versucht das Neue, das noch nicht Formulierte, auszusprechen oder das Altbekannte in neuem Licht zu sehen ("honkadori"). Gendai bedeutet, um mit Gustav Mahler zu sprechen: "Das Feuer zu bewahren und zu schüren, nicht die Asche."
Nach diesem kurzen und grundlegenden Diskurs über das japanische Gendai-Haiku bleibt die Frage nach wie vor unbeantwortet: Existiert bereits ein deutschsprachiges "Postgendai-Haiku"?
Da durch das Internet eine globale Perspektive leichter denn je zuvor möglich ist und das Haiku aufgrund seiner Kürze nahezu mühelos als internationales Medium oder Genre genutzt werden kann, greifen Entwicklungen im einen Sprachraum meist schnell auf andere Sprachräume über.
Das deutschsprachige Gegenwartshaiku wird zweifellos auch von den Entwicklungen des englischsprachigen Haiku beeinflusst. In den USA beispielsweise zeigt sich eine klare Tendenz dorthingehend, dass sich aus dem modernen Haiku bereits ein postmodernes Haiku heraus schält, das manchen Vertretern des traditionellen Haiku schon entschieden zu weit geht. Ist ein Text wie der von Carolyn Hall (4):
sept-
ember
noch ein Haiku? Sind Texte wie die folgenden noch Haiku?
at seven we are replicants
um sieben sind wir replikanten
Helen Buckingham
seeing through the eyes of a mushroom
---------------------------------------------
drifting into the colour of same
schaue durch die Augen eines Pilzes
---------------------------------------------
treibe in die Farbe desselben
Brendan Slater (5)
Darauf wird die Zukunft mindestens eine Antwort geben. Tatsächlich hat sich – zumindest im englischsprachigen Haiku – eine Nische aufgetan, die
sich vielleicht als haikueske Kurzdichtung bezeichnen ließe. Eine Strömung,
die innerhalb des Gendai eine explizite Konzentration auf die subjektive
Perzeption der Welt als Nichtnurnatur, sondern als urbannaturellen
Kulturkorpus forciert.
Die Grenzen zwischen Objekt und Subjekt existieren nicht mehr, die Grenze zwischen Natur und Kultur ebenso wenig, Realität und Virtualität verschmelzen, Fantasie und Wissenschaft sind Schuhe eines Paars, Shikis "sashei" ist passe. Ist das noch Gendai oder schon Postgendai? Vermutlich kommt eine Antwort darauf verfrüht. Wahrscheinlich kann diese Strömung als eine Dynamik innerhalb des modernen Haiku angesehen werden.
Ähnliches geschah freilich schon innerhalb des klassischen japanischen Haiku (dentô). Neben der Danrin- und der Teimon-Schule beispielsweise avancierte Bashôs Shômon-Schule, die plötzlich unzulässige Sujets in die Haikai-Dichtung brachte: Frösche und sogar pissende Pferde. Die Poetik der Shômon-Schule ist bis heute wirkmächtig geblieben und bestimmt vieles, was das Verständnis des klassischen Haiku prägt. Dennoch hat sie die Poetik der beiden anderen Schulen keineswegs zu Gänze verdrängt. In Österreich schreiben die meisten Haiku-Autoren noch nach deren Grundprinzipien, negieren – aus welchen Gründen auch immer – die Richtlinien der Bashô-Schule und jene der Folgezeit.
Wohin auch der Haiku-Weg führen mag: Er wird kein einsamer oder ausschließlicher sein. Das Haiku der Zukunft wird sich durch Pluralismus und Diversität kennzeichnen, gleichwertig traditionelle, moderne und postmoderne Haiku (oder haikueske Kurzgedichte) im Reich der vielen Möglichkeiten gelten lassen. Denn: Mutter Haiku hat viele Kinder.
(1) Andreas Wittbrodt, "Hototogisu ist keine Nachtigall", V&R unipress, Göttingen 2005
(2) Dietrich Krusche, "Haiku - Japanische Gedichte", dtv, München, 1994
(3) Hans-Peter Kraus, http://www.ziemlichkraus.de/haiku/
(4) Gurga/Metz, Haiku 21, Modern Haiku Press, Lincoln 2011
(5) Buckingham, Slater, Bones #2, Sommer 2013 - http://www.bonesjournal.com/
Die Grenzen zwischen Objekt und Subjekt existieren nicht mehr, die Grenze zwischen Natur und Kultur ebenso wenig, Realität und Virtualität verschmelzen, Fantasie und Wissenschaft sind Schuhe eines Paars, Shikis "sashei" ist passe. Ist das noch Gendai oder schon Postgendai? Vermutlich kommt eine Antwort darauf verfrüht. Wahrscheinlich kann diese Strömung als eine Dynamik innerhalb des modernen Haiku angesehen werden.
Ähnliches geschah freilich schon innerhalb des klassischen japanischen Haiku (dentô). Neben der Danrin- und der Teimon-Schule beispielsweise avancierte Bashôs Shômon-Schule, die plötzlich unzulässige Sujets in die Haikai-Dichtung brachte: Frösche und sogar pissende Pferde. Die Poetik der Shômon-Schule ist bis heute wirkmächtig geblieben und bestimmt vieles, was das Verständnis des klassischen Haiku prägt. Dennoch hat sie die Poetik der beiden anderen Schulen keineswegs zu Gänze verdrängt. In Österreich schreiben die meisten Haiku-Autoren noch nach deren Grundprinzipien, negieren – aus welchen Gründen auch immer – die Richtlinien der Bashô-Schule und jene der Folgezeit.
Wohin auch der Haiku-Weg führen mag: Er wird kein einsamer oder ausschließlicher sein. Das Haiku der Zukunft wird sich durch Pluralismus und Diversität kennzeichnen, gleichwertig traditionelle, moderne und postmoderne Haiku (oder haikueske Kurzgedichte) im Reich der vielen Möglichkeiten gelten lassen. Denn: Mutter Haiku hat viele Kinder.
(1) Andreas Wittbrodt, "Hototogisu ist keine Nachtigall", V&R unipress, Göttingen 2005
(2) Dietrich Krusche, "Haiku - Japanische Gedichte", dtv, München, 1994
(3) Hans-Peter Kraus, http://www.ziemlichkraus.de/haiku/
(4) Gurga/Metz, Haiku 21, Modern Haiku Press, Lincoln 2011
(5) Buckingham, Slater, Bones #2, Sommer 2013 - http://www.bonesjournal.com/
Im Sonnenstrahl
Galaxien
aus Staub
krähengelächter
sie zeichnet den schattenriss
blühender steine
Transparenz
der Schatten ──
mein anderes Gesicht
Traumcollage ──
stehe mir wieder
selbst im Weg
im Griff der Gene
kennt sie die Wand:
Von der würde sie springen.
Android
unser Kind ist etwas
anders
Neomarketing
über den Hippocampus
pflügen die Scanner
es blüht
im nebel
die rose papier
auf der morschen bank lange - in der milden sonne defragmentieren
Blutrot die Anzüge ... in Guantanamo
Elke Bonacker
entspannter Tag -
die Sonne dehnt die Zeit
bevor der Schlaf kommt ...
an manche Gedanken
binde ich Flügel
Andromedanebel -
am Ende
der langen Nacht
Nova Domina.
Die Wahrheit der Illusion
im Rotlichtbezirk.
der langen Nacht
tosendes Schweigen
Eva Limbach
Nova Domina.
Die Wahrheit der Illusion
im Rotlichtbezirk.
Der lange, lange Schatten
einer Novemberseele
einer Novemberseele
01.10.2013
Die Leere des Spiegels
Blick in die Sonne
Auf der Netzhaut verfangen
ein weißes Rauschen
Auf der Netzhaut verfangen
ein weißes Rauschen
Gespräch bei Tisch
seine Kontur im
Rauschen
der Dämmerung
Rosenfingrig
Rosenfingrig
der Traum vertieft ins
Gesicht
eines Blinden
schweigendes Licht -
wir folgen unseren Schatten
wir folgen unseren Schatten
Eva Limbach
versteinertes gelächter
zwischen zwei gängen
geht die sonne unter
zwischen zwei gängen
geht die sonne unter
Anna Marie Neubert
Herbst...
hundert Nuancen
zwischen ja und nein
Heike Gericke
Spieluhrklänge
sie flüchtet zurück
sie flüchtet zurück
ins Ungewisse
ruhelos
ich durchschreite die leere des spiegels
in der dämmerung …
kafféeduft auf amselflügeln
kafféeduft auf amselflügeln
VerSuch ...
... einer Präzisierung: Immer wieder erreichen uns gute Haiku, die wir nicht veröffentlichen. Der Grund: Sie sind nicht das, was wir unter Gendai verstehen. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Wir passen unser Verständnis von Gendai-Haiku dem an, was uns erreicht. Oder wir sagen noch genauer, was wir darunter verstehen. Wir haben uns für den zweiten Weg entschieden und ergänzen unsere Erwartungen an Einsendungen:
"gesucht werden bisher unveröffentlichte haiku, die der idee des gendai haiku folgen. das sind vor allem moderne haiku, die innovative, kreative, experimentelle, avantgardistische formen und inhalte ausloten."
AusGesucht
freakin' cold the warm gun against my cheek after
pisse koldt den varme pistol mod min kind efter
arschkalt die warme Pistole an meiner Wange danach
a moveable magnetic North I zig-zag or zag-zig
en bevægelig magnetisk nordpol jeg zig-zagger eller zag-zigger
yes, the butterfly and the nectar another game
ja, sommerfuglen og nektaren en anden leg
ja, der Schmetterling und der Nektar ein weiteres Spiel
through the left heart valve a happy-machine like a sub
gennem den venstre hjerteklap en glædesmaskine som en ubåd
durch die linke Herzklappe eine Glücksmaschine wie ein U-Boot
de-tuning a one-string guitar Oye Como Va
ustemmer en enstrenget guitar Oye Como Va
das Verstimmen einer einsaitigen Gitarre Oye Como Va
nachspiel killer slugs gather on a roadkilled crow
nachspiel dræbersnegle samles på en overkørt krage
Nachspiel Mörder Schnecken sammeln von einer überfahrenen Krähe
Johannes S. H. Bjerg, Jahrgang 1957, Däne. Er schreibt auf Dänisch und Englisch, vor allem (Hai)ku und in seinen Blogs (darunter Two Tongues und Scented Dust). Immer wieder verwendet er auch deutsche Worte in seinen Texten: "Deutsch und andere Sprachen - die Happen, die ich kenne - tauchen auf, weil ich sie in Liedern höre, im Fernsehen, auf der Straße und so weiter."
Bjerg ist Ideengeber und Mitherausgeber von Bones, einer Zeitschrift für zeitgenössische Haiku. Er gehört seit diesem Jahr zu den Haiku-Autoren, die in New Resonance publiziert wurden.
Seine Bücher: Penguins/Pingviner - 122 bilingual haiku (Englisch und Dänisch), Cyberwit, India, 2011. Parallels (kurze Verse in englischer Sprache), Yet To Be Named Free Press, England, 2013. Threads/Tråde (zweisprachige Haiku), Createspace, 2013. Notes 10 11 -12/Noter 10 11 -12 (zweisprachige Solo-Kettengedichte), Yet To Be Named Free Press, England, 2013. Paper Bell Lessons/Papirklokkebelæringerne (zweisprachige Haiku), Createspace, 2013.
6 ku
freakin' cold the warm gun against my cheek after
pisse koldt den varme pistol mod min kind efter
arschkalt die warme Pistole an meiner Wange danach
a moveable magnetic North I zig-zag or zag-zig
en bevægelig magnetisk nordpol jeg zig-zagger eller zag-zigger
ein beweglicher magnetischer Nordpol ich zickzack oder zackzick
yes, the butterfly and the nectar another game
ja, sommerfuglen og nektaren en anden leg
ja, der Schmetterling und der Nektar ein weiteres Spiel
through the left heart valve a happy-machine like a sub
gennem den venstre hjerteklap en glædesmaskine som en ubåd
durch die linke Herzklappe eine Glücksmaschine wie ein U-Boot
de-tuning a one-string guitar Oye Como Va
ustemmer en enstrenget guitar Oye Como Va
das Verstimmen einer einsaitigen Gitarre Oye Como Va
nachspiel killer slugs gather on a roadkilled crow
nachspiel dræbersnegle samles på en overkørt krage
Nachspiel Mörder Schnecken sammeln von einer überfahrenen Krähe
Johannes S. H. Bjerg, Jahrgang 1957, Däne. Er schreibt auf Dänisch und Englisch, vor allem (Hai)ku und in seinen Blogs (darunter Two Tongues und Scented Dust). Immer wieder verwendet er auch deutsche Worte in seinen Texten: "Deutsch und andere Sprachen - die Happen, die ich kenne - tauchen auf, weil ich sie in Liedern höre, im Fernsehen, auf der Straße und so weiter."
Bjerg ist Ideengeber und Mitherausgeber von Bones, einer Zeitschrift für zeitgenössische Haiku. Er gehört seit diesem Jahr zu den Haiku-Autoren, die in New Resonance publiziert wurden.
Seine Bücher: Penguins/Pingviner - 122 bilingual haiku (Englisch und Dänisch), Cyberwit, India, 2011. Parallels (kurze Verse in englischer Sprache), Yet To Be Named Free Press, England, 2013. Threads/Tråde (zweisprachige Haiku), Createspace, 2013. Notes 10 11 -12/Noter 10 11 -12 (zweisprachige Solo-Kettengedichte), Yet To Be Named Free Press, England, 2013. Paper Bell Lessons/Papirklokkebelæringerne (zweisprachige Haiku), Createspace, 2013.
01.09.2013
Von meiner Wahrheit zu deiner
Pappelflaum
so vertraut
mein Staunen
so vertraut
mein Staunen
Eva Limbach
Säureversehen ...
die Träume vom Morgen
anderer Leute.
die Träume vom Morgen
anderer Leute.
hitze
welle
von meiner Wahrheit zu deiner
Heike Gericke
in der dämmerung erblühen die hellen farben
Welle und Teilchen
01.08.2013
Die tiefen Schichten der Psyche
Dissonanzen___
Mutters Schweigen übertönt den Lärm
in meinem Kopf
DeflektorPhalanx
wie das Licht sich bricht im Auge
des toten Stieres
Fingerhutblüten
die filigranen Muster
des Inneren
Zwischenräume mein geträumter Weg
Schattenwälder
endlich
meine Einsamkeit
die filigranen Muster
des Inneren
Zwischenräume mein geträumter Weg
Schattenwälder
endlich
meine Einsamkeit
Eva Limbach
Elektronenausschlag ... das UFO ist da und nicht da
Fracking
die tiefen Schichten
der Psyche
die tiefen Schichten
der Psyche
SelbstVerSuch
Boarding
ein Neutrino kommt an
in meiner Zukunft
Sternschnuppe
ein Teil von mir trifft
sein Antiteilchen
volleUbahn10DimensionenEinsamkeit
Dietmar Tauchner
Die Haiku sind entnommen dem neuen Buch noise of our origin/Rauschen unseres Ursprungs. Es ist in diesen Tagen erschienen bei Red Moon Press, Winchester, USA.
Richard Gilbert schreibt im Vorwort: "It doesn’t matter which poem I choose — each expresses a world."
Die Haiku sind entnommen dem neuen Buch noise of our origin/Rauschen unseres Ursprungs. Es ist in diesen Tagen erschienen bei Red Moon Press, Winchester, USA.
Richard Gilbert schreibt im Vorwort: "It doesn’t matter which poem I choose — each expresses a world."
01.07.2013
Warum und warum nicht
schwindendes Licht im Kopf zerfallen die Worte
Schildkrötenweiher
die scheinbare Leere
des Alls
die scheinbare Leere
des Alls
alt
die Krümmung
des Horizonts
die Krümmung
des Horizonts
dort hinein möcht ich
mich verstecken …
lichtfleck auf der wand
warum und warum nicht der Himmel in allen Straßen
Blitzlichtgewitter das All der Ränge
rosenwildniss
auf dem grund deiner worte
eine andere sonne
Finsterniszyklus - -
auf meinem Grabhügel
weiden die Sterne
AusGesucht
long hard rain my compass your true north
starker Dauerregen mein Kompass dein geographischer Norden
01.06.2013
Die Sprache zieht sich zurück
mein Weg
die Spuren
gefallener Worte
DT: "mein Weg" gefällt mir sehr. Ein gutes Beispiel
dafür,
wie Sprache und Wirklichkeit als Text und Kontext kongruieren und Erfahrung werden.
wie Sprache und Wirklichkeit als Text und Kontext kongruieren und Erfahrung werden.
rückgebeugt
im schwebenden Nebel -
ruf mir den Wind!
im schwebenden Nebel -
ruf mir den Wind!
abendstiller See vielstimmig schweben die Bilder
weißes Rauschen eines langen Tages Bilder fluten meinen Schlaf
EEG
die verschwiegenen Pfade
der Erinnerung
Gerda Förster
RB: Das mathematische Modell des "weißen Rauschens" trägt zugleich viel Synästhesie.
Hier aber wirkt es nicht als Kommentar, sondern als gegenwärtiger Gegenpol zur inneren Verarbeitung. Ein Spannungsgeflecht, das sich im EEG-Haiku wiederfindet. Und mich bewegt.
Hier aber wirkt es nicht als Kommentar, sondern als gegenwärtiger Gegenpol zur inneren Verarbeitung. Ein Spannungsgeflecht, das sich im EEG-Haiku wiederfindet. Und mich bewegt.
Die Pforte zur Nacht
geweitet, wo Wörter
zu Sternen werden.
01.05.2013
Wie duftet das Wort
im Traum das Wahrwerden meiner Träume
Heike Gericke
Mich
ausfädeln bei dir. Aber
der Faden wird länger und länger
ausfädeln bei dir. Aber
der Faden wird länger und länger
nachtschatten
über meine schuhe legt sich mondlicht
wie
duftet das wort - wasser
im
Netz der Mythen
──das Nachleuchten eines Beginns
──das Nachleuchten eines Beginns
Kopfschmerzen
am Rande die Kollision
von Galaxien
am Rande die Kollision
von Galaxien
Am
Ende des Tags
die Spur von fünfzigtausend
toten Hautzellen
die Spur von fünfzigtausend
toten Hautzellen
Elementarteilchen
zwischen uns
Turbulenzen
zwischen uns
Turbulenzen
Big
Bang — die Berufung eines Wasserstoffatoms
Frühlingssonne
atme die
Farben ein
unsichtbare Blume
unsichtbare Blume
SelbstVerSuch
ich
träumte
ich träume nicht
Vollmondnacht
ich träume nicht
Vollmondnacht
Morgen
danach die Unschärfe der Quanten
unter
meiner Haut
Säure ergießt sich
in den Fluss der Worte
Säure ergießt sich
in den Fluss der Worte
sublime
Botschaft
ihre Hand in seiner
wie sie kälter wird
ihre Hand in seiner
wie sie kälter wird
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